Wie Hanf aus medizinischer Sicht sinnvoll eingesetzt werden kann
Cannabis, der Extrakt der Hanfpflanze ist nicht nur in Deutschland, sondern auch in den meisten anderen Ländern auf der Welt illegal. Dabei ist es an der Zeit, das Drogenimage auf den Prüfstand zu stellen. Denn das, was Hanf am besten kann, ist Heilen. Wo können die Wirkstoffe aus der Hanfpflanze medizinisch sinnvoll eingesetzt werden?
Hanf- eine Heilpflanze mit langer Tradition
Wer Marihuana, die getrockneten Blüten, oder das Harz Haschisch konsumiert, empfindet sich in der Regel nicht als Süchtiger. Tatsächlich konnte noch keine wissenschaftliche Studie eine suchterzeugende Wirkung von Cannabis belegen. Daneben handelt es sich bei Cannabis auch um ein hoch effektives Medikament, das in vielen Kulturen traditionell in der Schmerztherapie eingesetzt wird.
Mittlerweile sieht das auch die Schulmedizin ein und verordnet unter bestimmten Umständen Cannabis-Medikamente. Vor allem in Österreich ist die Lage in Bezug auf Cannabis inzwischen deutlich entspannter als noch vor einigen Jahren, was sich unter anderem an der zunehmenden Verbreitung sogenannter “Growshops” zeigen lässt. Ein “Growshop” bietet anders als ein “Headshop” auch Beratung sowie Artikel zum Anbau von Hanf und verkauft nicht etwa nur Zubehör zum Konsum von Cannabis.
In Europa und Asien kommt Hanf seit der frühen Menschheitsgeschichte als Heilmittel, Faserlieferant und Droge zur Erweiterung des Bewusstseins zum Einsatz (Artikel: Geschichte des Cannabis). Seit 2000 Jahren kann Hanfkonsum auf dem gesamten afrikanischen Kontinent nachgewiesen werden und auch die Neue Welt war ab dem 15. Jahrhundert dankbar für den Import der Pflanze. In der traditionellen indischen Medizin Ayurveda spielt Cannabis ebenfalls eine Rolle und auch Homöopathen schwören auf seine positive Wirkung. Der Krieg gegen Cannabis begann in den 1930er Jahren in den USA. Hanfanbau und Cannabiskonsum wurden aus rassistischen und machtpolitischen Gründen in die Illegalität getrieben.
Seitdem hat sich die Situation in vielen Ländern zwar etwas entspannt, aber Cannabis genießt noch immer nicht ein vollwertiges legales Image. In der Medizin wurden in letzter Zeit viele Schritte in die richtige Richtung eingeleitet. Wohl auch, weil man erkannt hat, dass synthetische oder halb synthetische Cannabinoide in der Therapie nicht denselben Effekt erzielen wie natürliche Cannabisprodukte.
Wie wirkt Hanf?
In Cannabis sind über 100 Wirkstoffe enthalten. Davon sind THC (Tetrahydrocannabinol) und CBD (Cannabidiol) maßgeblich.
Es ist wichtig, die beiden Stoffe THC und CBD zu unterscheiden:
- THC: Hebt die Stimmung an, hat einen leicht benebelnden Effekt und trägt zur Linderung von Schmerzen bei.
- CBD: Ist wirksam gegen Angstzustände, hilft bei Entzündungen und gegen Schmerzen und gilt als krampflösend.
Cannabis hat gegenüber anderen Wirkstoffen einen entscheidenden Vorteil. Mit den sogenannten Endo-Cannabinoiden produziert der Körper selbst sehr ähnliche Stoffe. Über diverse Rezeptoren entfalten diese ihre Wirkung. Diese Rezeptoren reagieren ebenfalls auf Cannabis-Wirkstoffe, die von außen zugeführt werden.
Der Rezeptor CB1 sitzt nicht nur im Zentralen Nervensystem (ZNS), sondern auch in vielen anderen Bereichen im Körper. Er sorgt dafür, dass Stress und Schmerzen Linderung erfahren. Der Rezeptor CB2 ist hingegen in den Immunzellen im Darm und in der Lunge angesiedelt und hat eine antiinflammatorische Wirkung. Aufgrund der schwierigen Gesetzeslage fehlen langfristige Erfahrungswerte und Studien zum medizinischen Cannabiskonsum. Viele Forschungsprojekte wurden jedoch von Patienten angeregt, die sich zusätzlich zu einer konventionellen schulmedizinischen Behandlung im Alleingang therapiert hatten. Daneben haben Zufallsbeobachtungen und Studien über Volksmedizin den Hanf als Heilpflanze endlich in den Blickpunkt der Wissenschaftler gerückt, sodass in den letzten Jahren vermehrt geforscht wird.
Hier kann Hanf medizinisch sinnvoll eingesetzt werden
Bei folgenden Krankheitsbildern und Symptomen haben Studien ergeben, dass Hanf therapeutisch ergänzend eingesetzt werden kann:
Appetitlosigkeit
Schon eine Tagesdosis von 5 mg THC kann den Appetit langfristig anregen. Das haben Studien mit HIV/AIDS-Patienten sowie an Alzheimer erkrankten Personen gezeigt, die ihr Gewicht trotz vorheriger Verweigerung der Nahrungsaufnahme stabilisieren konnten.
Asthma
Eine Cannabiszigarette oder eine Dosis THC von 15 mg ist in der Lage, denselben Effekt hervorzurufen wie die typischen bronchienerweiternden Medikamente, die bei Asthma zum Einsatz kommen.
Epilepsie
Die positive Auswirkung von Cannabisprodukten bei Epilepsie ist schon lange bekannt. Patienten kontrollieren damit leichter ihre Anfälle.
Entzündliche Erkrankungen
Viele entzündliche Schmerzsyndrome wie zum Beispiel Colitis ulcerosa oder rheumatische Arthritis erfahren durch Cannabis nicht nur eine Linderung der Schmerzen. Sondern Patienten benötigen bei regelmäßiger Anwendung offenbar deutlich weniger Medikamente, die entzündliche Prozesse der jeweiligen Krankheit eindämmen sollen.
Glaukom
Bereits zu Beginn der 1970er Jahre haben systematische Untersuchungen herausgefunden, dass Cannabisprodukte den Augeninnendruck um bis zu 50 Prozent absenken können.
Schmerzen
Hier existieren die umfangreichsten klinischen Studien. Hanf kann angewendet werden bei Schmerzen, die durch Multiple Sklerose (MS), HIV, Arthritis, Krebs, chronischen Darmentzündungen, Neuralgien und Amplexusschädigung entstehen. Daneben helfen Cannabisprodukteprodukte auch bei Kopfschmerzen und Menstruationsbeschwerden.
Spastiken
Etliche Studien haben dokumentiert, dass unter der Gabe von Cannabisprodukten spinale Spastiken bei Querschnittslähmungen und Multipler Sklerose eine deutliche Verbesserung erfahren.
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