Was ist ein Flaschengarten?
Ein Flaschengarten ist ein Mini-Ökosystem, das in einer Flasche oder einem ähnlichen Glasbehälter untergebracht ist. Es besteht aus einem Substrat, Pflanzen, Mikroorganismen, Luft und Wasser. Eine spezielle Form des Flaschengartens ist die Hermetosphäre, die luftdicht verschlossen wird und sehr wartungsarm ist. Das Glas oder die Flasche dient dabei als Miniatur-Gewächshaus und schafft ein perfektes Mikroklima für die Pflanzen.
Flaschengärten in unterschiedlichen Ausführungen, Bild von Joel Kramer, CC BY 2.0
Das Prinzip eines geschlossenen Flaschengartens beruht auf dem Wasserkreislauf: Die Feuchtigkeit, die die Pflanzen durch die Transpiration abgeben, kondensiert an den Wänden der Flasche und tropft zurück in den Boden. So entsteht ein natürlicher Wasserkreislauf, der die Pflanzen versorgt. Die Pflanzen produzieren durch die Fotosynthese Sauerstoff, den sie für die Atmung benötigen. Gleichzeitig nehmen sie Kohlendioxid auf, das von den Mikroorganismen im Boden freigesetzt wird. Diese Mikroorganismen zersetzen auch die abgestorbenen Pflanzenteile und liefern so Nährstoffe für die lebenden Pflanzen. So entsteht ein natürlicher Kohlenstoffkreislauf, der das Ökosystem im Gleichgewicht hält.
Bild von Timi Keszthelyi
In einem Flaschengarten können Pflanzen und Mikroorganismen gedeihen, ohne dass sie gegossen oder gedüngt werden müssen. Ein Flaschengarten ist nicht nur eine dekorative und faszinierende Miniaturwelt, sondern auch ein lehrreiches Experiment, um die Zusammenhänge in der Natur zu verstehen. Flaschengärten sind nicht nur eine Augenweide, sondern auch pflegeleicht und können über Jahre hinweg bestehen bleiben.
Die Idee eines Flaschengartens ist nicht neu. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte der englische Arzt Dr. Nathaniel Ward den “Wardschen Kasten”, einen abgeschlossenen Garten im Glasbehälter, der als Prototyp aller Mini-Gewächshäuser gilt. Heute gibt es verschiedene Arten von Flaschengärten, von offenen Glasbehältern mit Sukkulenten bis hin zu geschlossenen Glasgefäßen, die auch als Hermetosphären bezeichnet werden.
Der wohl berühmteste Flaschengarten ist der von David Latimer, einem Briten, der vor über 58 Jahren Substrat und Pflanzensamen einer Dreimasterblume (Tradescantia) in einen Weinballon steckte, ihn verschloss und sich selbst überließ. 1972 öffnete er ihn einmal, goss ihn und verschloss ihn wieder.
Bis heute hat sich darin ein üppiger Garten entwickelt – das kleine, geschlossene Ökosystem im Weinballon funktioniert wunderbar. Für Pflanzenliebhaber, die Spaß am Experimentieren haben, ist das Minigärtnern im Glas genau das Richtige.
Welche Pflanzen eignen sich für einen geschlossenen Flaschengarten?
Für einen Flaschengarten eignen sich vor allem Pflanzen, die sich in einem feuchtwarmen Klima wohlfühlen und gut miteinander harmonieren. Hier sind einige Beispiele:
Bild von Katarzyna Modrzejewska
- Bromelien: vorzugsweise klein bleibende Erdbromelien der Gattung Erdstern (Cryptanthus)
- Farne: Frauenhaarfarn (Adiantum), Zwergkleefarn (Marsilea hirsuta), Tüpfelfarn (Polypodium)
- Moose: Sternmoos (Hyophila involuta), Pelliamoos (Monosolenium tenerum), Torfmoos (Sphagnum)
- Kleine Orchideen: Schmetterlingsorchidee (Phalaenopsis), Kahnorchidee (Cymbidium), Traubenorchidee (Dendrobium)
- Efeu: kleinblättrige Efeusorten (Hedera helix), z. B. die Sorten 'Green Pittsburgh' oder 'Crispy'
- Bonsai: Chinesische Feige (Ficus Ginseng) oder Lorbeer-Feige (Ficus microcarpa)
- Karnivoren: Kannenpflanze (Nepenthes), Venusfliegenfalle (Dionaea), Sonnentau (Drosera)
- Luftpflanzen: Luftpflanzen wie Tillandsien benötigen kein Substrat und können direkt auf Steinen oder anderen Dekorationselementen im Flaschengarten platziert werden.
Wie richtet man einen geschlossenen Flaschengarten ein?
Hier sind die Schritte, um einen Flaschengarten einzurichten:
Bild von Karolina Grabowska
- Wähle das richtige Gefäß: Man sollte ein Glas oder eine Flasche mit Deckel oder Korken und einer breiten Öffnung wählen, damit man die Pflanzen leicht hineinsetzen kann. Das Gefäß muss groß genug sein, um alle Pflanzen aufzunehmen. Als erstes sollte man das Gefäß mit kochendem Wasser reinigen, um Keime und Schimmelsporen abzutöten. Wenn man Kies oder Lavagranulat als Drainageschicht verwendet, sollte man auch diese mit kochendem Wasser reinigen.
- Bereite den Boden vor: Zuerst legt man eine Schicht feinen Kies, Blähton oder Lavasplitt, vermischt mit etwas Aktivkohle, auf den Boden des Gefäßes. Die Aktivkohle filtert durch Adsorption Schadstoffe aus dem Wasser und schützt vor Schimmelbildung. Man sollte darauf achten, dass diese erste Schicht mindestens 2 cm betragen muss. Dann fügt man eine Schicht Erde hinzu. Man sollte auf keinen Fall ausschließlich Blumenerde verwenden, sonst kommt es in den Gläsern zu Fäulnis und Schimmelbildung. Außerdem sollen die Pflanzen klein bleiben und nur langsam wachsen – nährstoffreiche Blumenerde bewirkt eher das Gegenteil.
Anmerkung: Einige Pflanzenliebhaber verzichten bewusst auf Erde in Flaschengärten. Dadurch braucht man sich keine Sorgen über Staunässe zu machen. Durch die Minimierung der Nährstoffe wachsen die Pflanzen auch gewollt langsamer im Biotop. - Pflanze die Pflanzen: Setze nun das Moos und alle anderen Pflanzen nach und nach an die gewünschte Stelle des Flaschengartens und drücke sie im Wurzelbereich etwas mit dem umliegenden Substrat fest. Tipp: Man kann die Wurzeln der Minipflanzen, wenn nötig, etwas einkürzen (maximal bis zur Hälfte), so bilden sie im Glas schneller neue Wurzeln. Das Moos kann man ebenfalls etwas von unten kürzen und in Form bringen. Achte darauf, dass die Pflanzen nicht zu dicht stehen und genug Abstand zum Glasrand haben.
- Dekoriere den Flaschengarten: Füge Muscheln, Steine, Flusskiesel, Schiefer, Figuren oder andere Dekorationselemente hinzu, um den Flaschengarten zu verschönern.
Pflege des geschlossenen Flaschengartens
Bei Bedarf kann man nun noch langsam und vorsichtig etwas kalkarmes Wasser ins Glas gießen, damit die Pflanzen schnell anwachsen können. Hilfreich kann eine Sprühflasche oder Dosierflasche sein, da so das Wasser gleichmäßig verteilt wird.
Bild von Timi Keszthelyi
Wenn man das Bodensubstrat vor dem Einbringen ins Glas abgewaschen hat und es somit noch feucht ist, braucht man den Flaschengarten nach dem Zusammensetzen nicht gießen. Verschließe nun das Glas mit dem Deckel oder der 2. Glashälfte und stelle den Flaschengarten an einen hellen einen hellen aber nicht sonnigen Platz auf der Fensterbank oder im Regal. Wichtig ist auch eine angenehme Raumtemperatur, also Vorsicht bei sehr warmen Heizungen, starker Sonneneinstrahlung oder Räumen mit kühlen Temperaturen im Winter.
In den nächsten Tagen sollte man beobachten, ob das Glas am Morgen beschlagen ist. Die Tröpfchen am Glas sollten nach ein paar Stunden wieder verschwunden sein. Falls nicht, kann man einfach das Glas öffnen, damit die Feuchtigkeit entweichen kann. Wenn das Glas nicht mehr beschlagen ist, kann man es wieder verschließen. Nachdem man den Flaschengarten zusammengesetzt hat, kann es notwendig sein, dass man das Glas länger offen lassen muss, da durch das Abwaschen des Bodensubstrates oft mehr Feuchtigkeit im Glas ist, als erforderlich. Wenn das Glas morgens nicht beschlagen ist, muss man etwas kalkarmes Wasser nachfüllen oder einsprühen. Man sollte alle paar Wochen nach dem Glas schauen und überprüfen, ob es den Pflanzen gut geht und noch genug Feuchtigkeit vorhanden ist.
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