Obstspalier: Baumobst an der Hauswand

Ein Obstspalier an der Hauswand stellt nicht nur einen Blickfang dar, sondern in rauen Regionen ist dies die ideale Möglichkeit, um einige Obstarten und Obstsorten zu ziehen. Wir stellen die verschiedenen Arten von Obstspalieren vor und informieren über die Arten und Sorten, die sich für ein Spalier an der Hauswand eignen.

Obstspalier

Spaliergerüst anbringen

Ein Spaliergerüst kann aus gehobelten Latten gebaut werden, die mindestens vier Zentimeter breit sein sollten und eine Stärke von 1,5 Zentimetern vorweisen sollten.

Die Längslatten werden mit Holzstücken von einer Länge von zehn Zentimeter unterlegt und das pro laufendem Meter. Der Abstand zwischen den Längslatten sollte fünfzig Zentimeter betragen. Die Längslatten werden an der Hauswand mit langen Nägeln fixiert und das an den Stellen, an denen sich die zehn Zentimeter langen Holzstücke befinden. Im nächsten Schritt bringt man Querlatten auf die Längslatten an.

Es können auch zwei Querlatten an der Hauswand befestigt werden und auf diesen werden Längslatten angebracht. Der Abstand zwischen den Längslatten sollte fünfzig bis sechzig Zentimeter betragen. Um Luftzirkulation zu gewährleisten, sollte das Spaliergerüst eine Distanz zur Hauswand von ungefähr fünf bis zehn Zentimeter vorweisen.

Einfacher, dafür grafisch weniger wirkungsvoll, ist das Anbringen von Dübeln mit Ringschrauben an den stärkeren Ästen. Dies reicht aus, um den Ästen Halt zu geben und das Spalier an der Hauswand zu halten.

Welche Obstarten und Obstsorten eignen sich für ein Obstspalier?

Für ein Spalier an der Hauswand eignen sich folgende Obstarten und Obstsorten:

  • Alle Sorten von Sauerkirsche
  • Alle Sorten von Wein
  • Alle Sorten von Pfirsich
  • Alle Sorten von Aprikose
  • Birnensorten „Williams Christ“, „Frühe von Trévoux“, „Vereinsdechantsbirne“, „Gute Luise“, „Josefine von Mecheln“, „Gräfin von Pariss“, „Alexander Lucas“, „Madame Verté“ und andere Sorten mit kurzem Fruchtholz.
  • Apfelsorten „Weißer Winterkalvill“, „Klarapfel“, „Mantet“, „Landsberger Renette“, „Ananasrenette“, „Ontario“, „Zuccalmaglio“, „Gravensteiner“ und „Stark Earliest“. Andere Apfelsorten sind weniger für ein Obstspalier geeignet, weil sie dabei zu wenig Luftbewegung und Luftfeuchtigkeit erhalten.

Frühe Birnensorten benötigen eine Westwand. Die anderen oben genannten Obstarten und Obstsorten gedeihen an einer Wand, die gen Südosten, Südwesten oder Süden gerichtet ist.

Verschiedene Arten von Obstspalieren

Obstspaliere lassen sich auf verschiedene Weise anbringen: locker aufgebaut, als Fächerspalier oder als strenges Formspalier. Das strenge Formspalier erfordert einen höheren Aufwand für den Schnitt, während die beiden anderen Arten einen geringen Arbeitsaufwand mit sich bringen. Für das Fächerspalier und das locker aufgebaute Spalier ist jedoch eine größere Fläche notwendig.

Locker aufgebautes Obstspalier

Für das locker aufgebaute Obstspalier wird ein Spaliergerüst aus Latten wie oben beschrieben an die Hauswand angebracht. Verwendet werden Veredlungen von ein bis zwei Jahren. Die Unterlage sollte schwachwachsend sein und bei einer größeren Wandfläche wird eine starkwachsende Unterlage benötigt.

Die beiden untersten Seitentriebe der zweijährigen Veredlung heftet man im flachen Winkel an das Gerüst. Der Mitteltrieb wird zirka fünfzig Zentimeter oberhalb der angehefteten Triebe abgeschnitten. Unter dieser Schnittstelle werden sich wieder neue Triebe bilden. Davon nimmt man zwei Triebe und befestigte diese an die nächsten Querlatten des Gerüsts.

Die Stammverlängerung wird im folgenden Frühling auf fünfzig Zentimeter oberhalb der zweiten Quertriebe zurückgeschnitten. Nun bilden sich erneut Seitenäste und das Obstspalier kann weiter aufgebaut werden.

Fächerspalier

Dieses Spalier ist mit viel Schnittarbeit verbunden und für Kernobst geeignet. Die Hauswand wird mit geometrisch verlaufenden Ästen verziert. Beim strengen Formspalier müssen ein Sommerschnitt und ein Winterschnitt erfolgen:

Die Wandfläche wird von einem Fächerspalier eher unregelmäßig bedeckt. Der Mitteltrieb wird so umgebogen, dass er waagerecht oder schräg liegt. Die Triebkraft wird durch das Umbiegen gebremst und gleichzeitig die Fruchtholzentwicklung gefördert.

An der Biegungsstelle werden sich senkrechte Holztriebe bilden, die an das Spaliergerüst gebunden werden. Die Triebe werden dabei in Bogenform umgelegt oder man bringt sie in eine waagerechte oder schräge Lage. Nach vorne gerichtete Triebe werden abgeschnitten. Ebenso schneidet man Triebe heraus, wenn sich zu viele Holztriebe gebildet haben.

Diese starken Holztriebe werden nicht eingekürzt, denn dadurch würden sich zu viele neue Holztriebe bilden, sodass die Fruchtbarkeit geringer wird. Zudem käme es zu Holzproduktion und Besenbildung.

Zweige, die zu dicht oder zu weit nach vorne wachsen, lichtet man aus. Das bedeutet, sie werden an der Entstehungsstelle abgeschnitten.

Für das Fächerspalier bieten sich besonders Sauerkirsche, Aprikose und Pfirsich an.

Strenges Formspalier

Dieses Spalier ist mit viel Schnittarbeit verbunden und für Kernobst geeignet. Die Hauswand wird mit geometrisch verlaufenden Ästen verziert. Beim strengen Formspalier müssen ein Sommerschnitt und ein Winterschnitt erfolgen:

Winterschnitt

Wenn keine größere Kälte mehr zu erwarten ist, wird der Winterschnitt durchgeführt: Spalieräste und Stammfortsetzung werden zurückgeschnitten. Ein starker Rückschnitt erfolgt dann, wenn die Verlängerungstriebe nach dem letzten Schnitt kahl geblieben sind. Erfolgte aber aus allen Augen ein Austrieb, so wird lediglich mäßig zurückgeschnitten.

Dabei werden die Äste zurückgeschnitten, die nach vorne wachsen und ist der Formbaum mehrarmig, sollten die Äste ungefähr gleich lang werden.

Um den Austrieb an den Spalierästen im unteren Bereich zu fördern, die entweder schräg gebunden oder aufrecht gezogen wurden, wird bis ins Splintholz halbmondförmig und zirka 0,5 Zentimeter tief eingeschnitten. An dieser Stelle wird das Auge austreiben.

Im Frühling bindet man dann jeden neuen Austrieb am Spalier fest, wenn er eine Länge von rund zwanzig Zentimeter erreicht hat. Nun entspitzt man die Astverlängerungen, die stärker gewachsen sind.

Sommerschnitt

Es entwickelt sich nicht nur Fruchtholz, sondern ebenso Holztriebe. Diese müssen pinziert werden, damit die strenge Form des Baumes erreicht werden kann. Grüne, noch junge Holztriebe, die rund zwanzig Zentimeter lang sind, werden entspitzt, indem die Triebspitzen ausgekniffen werden, sodass drei bis vier Blätter übrig bleiben.

Nun werden sich neue Holztriebe entwickeln. Sollten sich mehrere Holztriebe ausbilden, bleibt der unterste bestehen und alle anderen schneidet man ab. Der belassene Trieb wird wieder eingekürzt und zwar bis auf zwei Blätter.

Entstehen im Frühsommer auf dem mehrjährigen Fruchtholz Holztriebe, müssen diese stärker eingekürzt werden. Hierbei muss nur  ein Blatt verbleiben. Dieses Einkürzen der Holztriebe ist wichtig, da ansonsten die strenge Form nicht eingehalten werden kann und das Fruchtholz würde zu weit vom Hauptast abstehen.

Die Triebe sollten für das Entspitzen maximal 25 Zentimeter lang sein.  Die Umwandlung von Holztrieb zu Fruchtholz gelingt nur dann, wenn die Triebe noch nicht zu verholzt sind.

Abgeschnitten werden ebenfalls die wasserschossartigen Holztriebe, die auf den schrägen oder waagerechten Spalierästen entstanden sind und auf der Oberseite der Äste wachsen.

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