Obstbaumschnitt: Ältere Kronen auslichten

Apfelbaum Hochstamm

Bei älteren Obstbäumen, die noch gesund sind und genügend Ertrag erzielen, lohnt sich das Auslichten der Krone. Oft wurden ältere Obstbäume längere Zeit nicht mehr geschnitten und so konnte sich eine zu dichte Krone bilden, mit Trieben an den Astenden stärkerer Zweige und fehlendem Fruchtholz im Innern der Krone. Eine zu dichte Krone lässt nur ungenügend Sonnenlicht ins Kroneninnere. Damit sich wieder Jungtriebe bilden können, die sich zu Fruchtholz entwickeln, empfiehlt sich ein Auslichtungsschnitt.

So funktioniert der Auslichtungsschnitt bei älteren Kronen

Die Auslichtung kann ab November durchgeführt werden. Mit dem Auslichtungsschnitt wird im oberen Kronenbereich begonnen. Einfacher ist es, mit einer zweiten Person zusammenzuarbeiten, die sich mit etwas Distanz zum Baum hinstellt und aus dieser Entfernung besser beurteilen kann, welche Äste geschnitten werden sollten. Steht keine zweite Person zur Verfügung, muss man zwischendurch immer mal wieder von der Leiter steigen und den Baum betrachten.

Bäume, die bereits lange Zeit nicht geschnitten wurden, werden nicht an einem Tag geschnitten, sondern nach und nach innerhalb von zwei bis drei Wochen. Der Grund: Würde man solche verwahrlosten Kronen direkt komplett auslichten, würden sich in zu starkem Maße Neutriebe bilden.

Zuerst werden alle Äste entfernt, die schwach oder krebsig sind. Anschließend schneidet man die Äste heraus, die zu dicht stehen. Die zu dichten Triebe im äußeren Bereich der Krone schneidet man mit der Schere heraus. Eine zu hohe Krone wird auf tieferstehende Zweige abgesetzt. Schnittwunden ab einer Größe eines Zwei-Euro-Stücks müssen verstrichen werden.

Nach dem Auslichtungsschnitt sollte die Krone eine pyramidale Form besitzen. Eine ideale Krone, so wie es durch den Erziehungsschnitt junger Bäume möglich ist, kann bei solchen älteren Kronen nicht mehr erzeugt werden. Wichtig ist es, das Gleichgewicht der Krone wiederherzustellen und dafür zu sorgen, dass ausreichend Sonnenlicht und Luft ins Innere der Krone gelangen kann.

Schnitt nach dem Auslichten

Im folgenden Winter bzw. zu Beginn des Frühjahres muss eine Nachbehandlung durchgeführt werden, soll der Erfolg des Auslichtens langfristig anhalten. An den Ästen haben sich viele junge Triebe gebildet. Nun werden die Triebe entfernt, die zu dicht stehen. Der Abstand zwischen den Trieben sollte etwa fünfzig Zentimeter betragen.

Damit sich nicht direkt erneut zahlreiche Jungtriebe bilden, die zu stark wachsen, sollte das Vereinzeln dieser sogenannten Wasserschosse erst zu Frühlingsbeginn durchgeführt werden. Durch das Schneiden wird der Baum geschwächt und somit können sich keine zahlreichen Jungtriebe entwickeln.

Man kürzt die Jungtriebe nicht ein, denn sie setzen im Folgejahr Knospen an und ein weiteres Jahr später kommt es zum Blühen und Fruchten. Dies gilt auch für senkrecht stehende Jungtriebe. Sobald sie blühen und fruchten, werden sie an der Ansatzstelle entfernt. So wird für neue Triebe Platz geschafft und es kann sich Fruchtholz entwickeln. Blüten und Früchte werden sich an den alten und leicht verjüngten Fruchthölzern bilden.

Ältere Obstbäume verjüngen

Sollte ein älterer Obstbaum nur noch schwach Neutriebe bilden und nur noch kleine Früchte entwickeln, kann ein Verjüngungsschnitt durchgeführt werden. Dabei reicht eine Fruchtholzverjüngung nicht aus. Die Krone muss um ein Drittel zurückgenommen werden. Leitäste, Seitenäste und Stammverlängerung werden kräftig zurückgeschnitten und zwar bis in das alte Holz hinein:

  • Zunächst wird der Auslichtungsschnitt der Krone durchgeführt (siehe oben)
  • Anschließend kürzt man die stärkeren Äste um einen Meter bis drei Meter ein
  • Dabei wird vom schwächsten Leitast ausgegangen und die Leitäste werden auf die Seitenäste zurückgenommen, die tiefer stehen.
  • Von den Seitenästen werden von der Spitze her auf etwa fünfzig Zentimeter das Seitenholz zurückgeschnitten.
  • Nun ordnet man die Leitäste, die am Baum verbleiben, den Seitenästen unter. Dabei werden die oberen Seitenäste kürzer gehalten, als die im unteren Bereich der Krone.
  • Nachdem Seitenäste und Leitäste geschnitten wurden, wird die Stammverlängerung abgesetzt.

Nach diesem Schnitt sollte die Krone eine pyramidale Form besitzen. Das Fruchtholz im Baum wird nun auch noch stark zurückgesetzt, um den Neutrieb zu fördern.

Auf diese Verjüngung reagieren vor allem Pfirsich, Sauerkirsche, Apfel und Birne mit kräftigen Neutrieben und der Entwicklung von größeren Früchten. Bei manchen Steinobstarten, wie beispielsweise die Sauerkirsche, kommt es oftmals zum Gummifluss. Damit dies vermieden wird, sollte die Verjüngung nach der Erntezeit im Sommer durchgeführt werden. Ansonsten wird die Verjüngung ab November durchgeführt.

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